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Ich hab’ genau wie du Scheiße gefressen
Das Glück kam vorbei, doch hat mich meistens vergessen
Die Zeit macht es besser und heilt meine Wunden
Den richtigen Weg hab’ ich alleine gefunden
Yeah… Und die Zuversicht lebt
Weil meistens nach Kummer ´was Gutes entsteht
Am Ende wird’s gut, das ist kaum zu erklär’n
D-Bo… Durch den Staub zu den Sternen
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(D-Bo - Alles Easy)
Die Zeilen des Songs „Alles Easy“ aus dem aktuellen Album ‚Die Lüge der Freiheit’ (VÖ: 19.06.2009) fassen zusammen, für was der neue D-Bo steht. Doch dazu später…
Geboren am 06.06.1978 in Göttingen und aufgewachsen auf einem kleinen, 20 Kilometer entfernten Dorf macht Danny Bokelmann, alias D-Bo, grundsätzlich andere Erfahrungen, als ein Großteil seiner heutigen Musikerkollegen. Seine Mutter ist kurz vor der Geburt selber gerade erst 17 geworden, der leibliche Vater vor der Verantwortung eines Kindes geflohen und die finanzielle Lage der Familie alles andere als stabil. Die Mutter bricht die Realschule ab und geht arbeiten, der Sohn wächst bei den Großeltern auf.
Soweit klingt es nach einer üblichen Kindheit aus der gesellschaftlichen Unterschicht, doch eine Wohnung, die keine Heizung besitzt und mit Öl- und Holzöfen beheizt wird, Tierzucht und Landwirtschaft zur Selbstversorgung, oder völlige Abgeschnittenheit vom öffentlichen Nahverkehrsnetz stehen für andere Probleme, als sie in den Hochhaussiedlungen der Vorstädte herrschen.
Trotz aller familiären Probleme; die Schule macht Danny Spaß. Sie fällt ihm leicht und er kann sich intensiv auf seine Hobbys konzentrieren. Die, die ihn am meisten fesseln, sind seit seinem vierzehnten Lebensjahr Basketball und Musik. Immer, wenn möglich, wirft er ein paar Körbe, oder sitzt vor seinem Fostex 4-Spur Multitracker, um Musik zu recorden. Mit 17 wird er Basketballtrainer und kurz darauf Abteilungsleiter der ganzen Sparte. Musikalisch knüpft er über das Internet Verbindungen nach ganz Deutschland und freundet sich vor allem mit Leuten aus Hannover und Osnabrück an. Dort nimmt er auch seine ersten professionellen Studio-Songs auf.
1998 macht D-Bo Abitur, beginnt seinen Zivildienst und seinen Plan zu realisieren, ein eigenes Album aufzunehmen und zu verkaufen. Während er als Basketballspieler und vor allem als Trainer in immer höhere Ligen und Kadermannschaften aufsteigt (bis er 2004 aus Zeitgründen den Sport aufgibt), entwickelt sich musikalisch ein stetiges Auf und Ab. Danny entwickelt zusammen mit Jayo aus Osnabrück und Psycomatic aus Offenburg die Idee, einen Musikvertrieb für alle Untergrund-Rapper Deutschlands ins Leben zu rufen. ‚Distributionz’ wird geboren und auf der Suche nach passenden Künstlern lernt D-Bo, der inzwischen studiert, kurz vor der Jahrtausendwende Bushido kennen. Eine tiefe Freundschaft entsteht und zusammen mit ihm, Jayo und dem Duo Roulette/De La Mok aus Hannover entsteht 2001 D-Bos erstes Album „Deutscha Playa“.
Bushido ist zudem in ein Label namens ‚Iluvmoney Records’ involviert. Der Berliner Rapper und D-Bo ziehen zusammen nach Hannover und nutzen das dort vorhandene Netzwerk, um über ‚Iluvmoney Records’, welches damals auch die Heimat von ‚King Orgasmus’, ‚Bass Sultan Hengzt’ und ‚Fler’ war, Platten zu veröffentlichen. Doch Bushido erhält nach seinem erfolgreichen Debutalbum einen Plattenvertrag bei dem ambitionierten Label ‚Aggro Berlin’ und verlässt Hannover wieder Richtung Berlin. D-Bo hingegen sieht musikalisch keine Zukunft und zieht zurück nach Northeim, um im benachbarten Göttingen weiter zu studieren.
2004 verlässt Bushido ‚Aggro Berlin’ und wird von ‚Universal Music’ unter Vertrag genommen. Inzwischen hat er das Kapital und die richtigen Beziehungen um einen neuen, aber realistischeren Versuch zu wagen, ein eigenes Label zu gründen. Überzeugt davon, dass D-Bo der richtige Partner dafür wäre, lockt er den Northeimer nach Berlin. ‚ersguterjunge’ wird geboren. Die Erfolgsgeschichte dieses Labels ist hinlänglich bekannt und auch D-Bo veröffentlicht drei weitere Soloalben (2005 „Deo Volente“, 2006 „Seelenblut“ & „2007 Sans Souci“, dessen Single mehrfach auf Platz eins der MTV TRL-Urban-Charts gevotet wird), ist an drei Labelsamplern beteiligt, produziert Beats und ist ein entscheidender Faktor im Management der Plattenfirma. Das Resultat sind 2 Platin- und 8 Goldauszeichnungen für Tonträger des Labels, an deren Erfolg auch D-Bo maßgeblich beteiligt war. Seine eigene Musik wird überwiegend als „ehrlich“, „deep“ und „wenig Hip Hop-konform“ bezeichnet und genau so sieht auch Danny Bokelmann sein Verhältnis zur sonstigen Szene.
2009 wird es jedoch viele Veränderungen geben. D-Bo bleibt weiterhin der alte D-Bo, aber dennoch erkennt man auch völlig neue Fassetten am Künstler. Was eigentlich undenkbar schien, wird Wahrheit, D-Bo verlässt das Erfolgslabel ‚ersguterjunge’ und geht seine eigenen Wege. Streit gab und gibt es keinen, aber eine musikalische und geschäftliche Weiterentwicklung sei unter eigener Regie letztendlich am besten möglich. Man müsse neue, modernere Wege finden, Musik und Künstler zu vermarkten, so D-Bo. Wie so etwas funktionieren könne, werde man bei der Veröffentlichung seines fünften Soloalbums „Die Lüge der Freiheit“ erfahren.
Dass D-Bo innovativ denkt, beweist auch die sogenannte ‚D-Bo-Pedia’. Fans können sich auf seiner offiziellen Homepage in eine Community einloggen und dort aktiv an der inhaltlichen Gestaltung der Künstlerseite, eben wie beim großen Vorbild ‚Wikipedia’, teilhaben.
Desweiteren bietet sein fünftes Album auch inhaltlich viel Neues. 18 Songs verbunden durch 17 Skits liefern den Hörern eine durchgehende, spannende Geschichte, ähnlich der eines Hörbuchs. Man erlebt einen fiktiven Tag im Leben des Künstlers, an welchem sich jedoch alle realen Probleme aus D-Bos Leben durch die Songs widerspiegeln. Frust, Enttäuschung, Trennung und Einsamkeit lassen ein düsteres Szenario vermuten, doch D-Bo schafft es auf seine ganz spezielle Art, all diesen Gemütszuständen etwas Positives abzugewinnen und öffnet den Hörern ganz unterbewusst die Augen für alles Schöne und Gute in der Welt. „Aufgeben is‘ nich‘, wer seinen Weg verfolgt und Geduld hat, wird dafür auch belohnt“, scheint die unterschwellige Botschaft zu lauten. Auch musikalisch fällt das neue Album wesentlich positiver aus. Ungewohnte Elektroeinflüsse und teilweise sogar tanzbare Party-Songs stören das Gesamtbild aber in keinster Weise. Im Gegenteil; D-Bo zeigt neue Seiten seines Charakters und erst so wird das Bild dieses Künstlers vollständig und harmonisch.
Fazit: Der neue D-Bo steht also tatsächlich für die Zeilen aus dem Song „Alles Easy“, doch wer es lieber in Schlagwörtern formuliert, der sollte nach Hören des neuen Tonträgers „Die Lüge der Freiheit (VÖ: 19.06.2009) zu den bereits bekannten Attributen „ehrlich“, „deep“ und „wenig Hip Hop-konform“ nun noch „innovativ“, „motivierend“ und „mitreißend“ hinzufügen, denn…
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Am Ende wird’s gut, das ist kaum zu erklär’n
D-Bo… Durch den Staub zu den Sternen