D-Bo - Die andere Facette von ersguterjunge
Der Titel sagt es schon. D-Bo stellt eine ganz andere Facette von ersguterjunge dar, als beispielsweise Labelchef und -eigentümer Bushido oder Saad es tun. Am 30. Juni tritt er dazu den musikalischen Beweis mit seinem, mittlerweile dritten, Solo-Album „Seelenblut” an. Im Interview erzählte uns D-Bo schon vorab einiges darüber, aber auch über private Dinge und ein paar sehr interessante Informationen zu ersguterjunge gab er auch Preis…
Am 30. Juni kommt dein drittes Solo-Album „Seelenblut“ auf den Markt, welches schon, neben Saads Album, der zweite Release von ersguterjunge im Juni ist. Hast du keine Bedenken, dass dein Album im Schatten von Saads Album untergehen bzw. keine Aufmerksamkeit bekommen wird?
Nein, eigentlich nicht. Beide Alben waren schon seit längerer Zeit angekündigt und wenn du ein Fan von irgendeiner Musik bist, dann informierst du dich auch regelmäßig über neue Releases und planst im Prinzip, was du dir als nächstes kaufen möchtest – deswegen habe ich da keine Bedenken.
Welche Verkaufszahlen erhoffst du dir für „Seelenblut“?
„Deo Volente“ [Anmerk. d. Red.: D-Bos zweites Solo-Album] hat sich ja relativ schlecht verkauft, da sind wir ungefähr bei insgesamt 3000 Stück gelandet. Bei „Seelenblut“ sind wir schon mit dem dreifachen in die Läden rausgegangen und ich gehe davon aus, dass wir über einen mittelfristigen Zeitraum an die 10.000 rankommen könnten. Das wäre schon ziemlich cool.
Wofür steht der Titel „Seelenblut“ überhaupt?
„Seelenblut“ deswegen, weil das Album wieder sehr persönlich geworden ist. Ich habe ein Schlagwort gesucht, was Gefühle in jeglicher Richtung zusammenfasst: sowohl Hass, als auch Zorn, Trauer, Glück und so weiter und so fort. Und dafür steht „Seelenblut“. Bei dem Namen vermutet man nur negative Gefühle oder deepe Sachen. Ich finde, „Seelenblut“ steht aber auch genauso für Aggressivität oder Freude; die Seele lebt in meinem Album und in mir und das wollte ich mit dem Titel eigentlich auch ausdrücken.
Ich habe gelesen, du würdest dich im Intro deines neuen Albums wieder auferstehen, nachdem du dich auf „Deo Volente“ im Outro hast sterben lassen. Hat das einen Bezug zu dem Konzept deines Albums?
Dadurch besteht einfach ein gewisser Zusammenhang zwischen den beiden Alben, weil ich eben auf dem einen sterbe und auf dem anderen wieder auferstehe. Textlich ist es so, dass ich im Intro von Gott noch mal die Chance kriege, die Sachen, die mir am Herzen liegen, den Leuten mitzuteilen. Dann gibt es die Auferstehung und ich teile den Leuten eben alles mit und am Ende des Albums werde ich dann wieder sterben und dann muss man halt gucken, wie die Geschichte weitergeht (lacht).
Das Ende ist also noch offen?
Ich habe den Plan, dass ich sowieso nur noch ein weiteres Album machen werde, wenn „Seelenblut“ quasi – ich will jetzt nicht sagen „die Charts stürmt“ - aber von den Leuten wahrgenommen und man darüber redet und das ganze einfach ernst genommen wird.
Wieso hast du dich eigentlich auf „Deo Volente“ sterben lassen. Gab es da einen Grund?
Der Track, indem ich sterbe, ist entstanden, als ich mit einem meiner besten Kumpels einen tierischen Streit hatte – es ging um meine damalige Freundin, eine ganz blöde Geschichte. Ich war einfach so deprimiert und depressiv und hatte einfach diese Bilder von mir: was passiert eigentlich wenn man stirbt, wie ist das so. Und dann ist dieser Text aus mir rausgesprudelt. Es hat sich später angeboten diesen Song für das Album zu nehmen.
Du hast eben von Gott geredet. Hat Religion Einfluss auf deine Musik?
Ja, nicht nur auf meine Musik, sondern auf mein ganzes Leben. Ich bin sehr gläubig und deshalb kann ich das natürlich nicht für meine Musik ausblenden. Das ist jetzt aber auch nicht so ein Thema, wie bei Xavier Naidoo, dass ich unbedingt immer darüber rappen muss. Man hört jedoch in vielen Songs Textstellen, wo Bezug darauf genommen wird.
Kannst du dein Album inhaltlich beschreiben? Auf welche Themen gehst du ein?
Es gibt ganz verschiedene Themen: mit Bahar habe ich einen Song gemacht, indem es um den Beginn einer Beziehung geht, wo das Mädchen und der Junge Schwierigkeiten haben, sich einander anzunähern. Mit Taichi habe ich einen Track über die Angst vor der Zukunft gemacht, mit Saad einen Partytrack. Mit Bushido und Chakuza sind ein paar Battle-Tracks entstanden. Die Solo-Dinger von mir sind meistens die deepen Sachen. Mit Billy habe ich einen Song über Sex gemacht, wobei das nicht machomäßig rüberkommt, sondern einfach die Gefühle widerspiegelt, die man dabei empfindet. Ich habe mich bemüht, viele Facetten meines Lebens in das Album einzubringen.
Du hast gerade den Track mit Taichi angesprochen – „Keine Hoffnung“. Mich hat etwas überrascht, dass Taichi dich auf deinem Album featured, weil er ja bis dato noch nicht im ersguterjunge Umfeld unterwegs war. Wie kam es zu dem Feature?
Ich studiere ja Toningenieurswesen in Berlin und bin mit Taichi in einem Studiengang. Wir haben uns schon von Anfang an gut verstanden. Schon relativ bald, nachdem wir uns kennen gelernt hatten, habe ich gesagt: „Weißt du, wir verstehen uns gut und sind in vielen Bereichen auf dem gleichen Level; ich finde deine Musik cool, du findest meine Musik cool, obwohl wir uns vom Style unterscheiden.“ Dann habe ich halt gesagt: „Weißt du was, auf jedenfall machen wir zusammen einen Song für mein Album!“. Er war sehr davon begeistert und dann haben wir das einfach durchgezogen. Der Song ist letztlich auch sehr gut geworden und wir haben diesen Mittelweg zwischen seinem und meinem Style gefunden.
Wird es zu „Seelenblut“ eine Singleauskopplung oder ein Video, oder auch gleich beides geben?
Eine Single gibt es nicht, ein Video haben wir die ganze Zeit versucht etwas Vernünftiges zu organisieren, bloß sind wir, um das Video im Fernsehen zu platzieren, die ganze Sache etwas zu spät angegangen – die Sender haben sich quasi quergestellt. Dann dachten wir: „Okay, dann brauchen wir auch nicht so viel Geld auszugeben und machen ein Internet-Video.“ Die ganzen Leute, die Videos machen, wollten dann aber abartige Summen dafür, sodass wir uns letztlich dafür entschlossen haben, darauf zu verzichten. Wenn ich ein Video mache, dann sollte es schon so cool sein, sodass es dem Album entspricht und ein 0815-Internet-Video entspricht einfach nicht dem, was das Album bietet.
Haben eigentlich viele Leute dir Vorurteile gegenüber, weil du bei ersguterjunge unter Vertrag bist und dadurch künstlerisch in dieselbe Schublade mit Bushido und Saad gesteckt wirst? Deine Musik unterscheidet sich ja schon ziemlich von der, der beiden genannten.
Selbstverständlich, die ganze Welt ist von Vorurteilen geprägt. Und wenn du siehst, D-Bo ist auf demselben Label wie Bushido oder Saad, die halt eine bestimmte Schiene fahren, dann wird man auch in diese Ecke gedrängt und die Leute denken dann eben, dass ich auch solche Musik mache. Ich habe damit auch kein Problem, ich kann das relativ schnell widerlegen. Man muss nur einen meiner Songs hören und weiß genau, dass ich etwas Eigenständiges mache.
Du hast bei ersguterjunge eine Mischform inne: du bist sowohl Künstler, als auch leitender Mitarbeiter beim Label. Willst du das in Zukunft so beibehalten?
Solange es mir möglich ist, beide Bereiche auszufüllen und dabei nichts zu vernachlässigen, mache ich natürlich beides. Für meine Zukunft gibt es nichts Besseres, als wenn ich später mal sagen kann, dass man einen Plan davon hat, wie ein Label funktioniert. Sollte es sich irgendwie ergeben, dass ich mit Musik krass viel Erfolg habe, dann müsste ich mir überlegen, ob ich nicht den ganzen Management-Business-Kram hinlege, um mit Musik Geld zu verdienen. Es geht mir jetzt nicht primär darum, viel Geld zu verdienen, aber ich bin 28 und irgendwann muss man halt sehen, dass man eine gewisse Basis hat, um eine Familie ernähren zu können. Eines von beidem wird auf jedenfall meinen Lebensabend finanzieren.
Kannst du schon etwas über die nächsten Releases von ersguterjunge verraten?
Sicher: wir haben jetzt wieder ein Streetalbum fertig, von Chakuza und Bizzy; wann das genau kommt, haben wir noch nicht festgelegt. Dann ensteht ja gerade das neue Bushido-Album, was am 11. September erscheinen wird, da sind wir ganz locker im Zeitplan.
Soll das nun eigentlich „Von der Skyline zum Bordstein zurück“ heißen?
Das ist auf jedenfall der Titel, der kommuniziert wird und zu 98 % kann man auch davon ausgehen, dass das der Albumstitel werden wird. Ja, dann macht Chakuza gerade sein Solo-Album; Bahar hat ihr Solo-Album fast fertig. Dann sind wir noch dabei einen neuen Sampler zu machen. Wenn das alles klappt, dann sind das noch die Sachen, die 2006 oder in den ersten Monaten von 2007 auf dem Markt kommen werden.
Kannst du kurz etwas über das Zustandekommen des Deals mit Bahar erzählen? Erst waren ja Gerüchte im Umlauf, sie würde bei 5 vor 12 Records signen, dann war sie aber plötzlich bei euch unter Vertrag.
Ich studiere ja mit Taichi und wir haben uns immer über einige Sachen mal unterhalten, darunter auch Frauenrap in Deutschland und ich meinte, es gäbe in Deutschland nur schlechte Rapperinen. Taichi meinte darauf, er kenne eine, die nenne sich Bahar und sei ziemlich krass und gerade mit 5 vor 12 am Verhandeln, die würden sie unter Vertrag nehmen wollen. Ich fand das interessant und habe nachgehakt, Taichi hat es dann für mich gecheckt: vertraglich hatten die noch nichts am Start. Dann hat er uns den Kontakt hergestellt. Wir haben uns ihre Sachen angehört und uns mit ihr getroffen. Sie hat uns musikalisch, wie auch menschlich, sehr begeistert und wir haben ihr dann unser Interesse offenbart – sie solle aber selbst entscheiden. Dann hat sie 3-4 Tage überlegt und uns dann angerufen und meinte „5 vor 12 eiert schon seit fast einem Jahr, ich würde es gerne mit euch probieren“. Und dann ist sie auch bei uns geblieben.
Sind noch weitere Signings geplant – ihr habt ja in letzter Zeit sehr viele neue Acts am Start – oder macht ihr vorläufig erstmal die Schotten dicht?
Generell, würde ich behaupten, sind wir eigentlich komplett; wir haben eine Menge Produzenten und Künstler zur Verfügung. Wenn sich jetzt aber jemand mit einer Demo meldet und wir denken, dass der- oder diejenige eine Goldgrube ist, dann werden wir garantiert nicht aus Prinzip ablehnend reagieren, weil wir schon viele Künstler unter Vertrag haben. Sollte da draußen ein krasses Talent sein und gerne zu ersguterjunge kommen wollen – immer Demos schicken; wir kriegen auch weiterhin viele Demos -, dann finden wir schon Wege, etwas zu machen.
Gut, das war alles. Möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?
Prinzipiell nicht. Alles, was ich zu sagen habe, hört man auf „Seelenblut“. Wer sich das Album nicht kauft, verpasst halt, was ich noch zu sagen habe (lacht).